Tegernseelauf – eine weitere Halbmarathon Premiere!

von Patrick Kolei Kommentare Wettkampf

Nachdem ich im letzten Jahr bereits als Begleitung die Tegernseeumrundung absolvieren konnte, bot sich mir diese Gelegenheit in diesem Jahr ein weiteres Mal.

Susi, eine gute Sportsfreundin, stand vor Ihrem ersten Halbmarathon und hatte sich für diesen schönen Lauf entschieden. Für mich stellte sich sieben Tage vor dem Berlin Marathon allerdings wieder die Frage, ob mein Körper mit dieser ungewohnten Pace zurechtkommen würde und das am Ende womöglich gar keinen Sinn machte. Im letzten Jahr hatte ich allerdings keine Probleme und nahm das als gutes Omen einfach mit.

Bis ca. drei Stunden vor dem Wettkampf hatte Susi allerdings noch gar keine Ahnung, dass ich sie als Pacemaker an diesem Tag begleiten würde. Ich wollte sie zwar grundsätzlich begleiten und unterstützen, doch allerdings auf dem MTB an der Strecke entlang. Da sich mir aber Anfang der Woche ein Startplatz anbot, welchen ich günstig bekam und auch problemlos ummelden konnte, entschied ich mich doch noch zu laufen. Das war natürlich am Morgen direkt mal die erste Überraschung, aber ob sie wusste, was sie sich da antat? Natürlich hatte sie mir von ihrer guten Vorbereitung erzählt, doch waren wir bis zu diesem Zeitpunkt keinen einzigen Meter zusammen gelaufen. Die Stimmung auf der Fahrt war gut und man konnte kaum Anzeichen von Nervosität oder Aufregung erkennen. Wie immer scherzten und lachten wir viel, sodass es augenscheinlich ein guter Tag werden würde.

Was man vom Wetter allerdings nicht behaupten konnte. Die ganze Woche verfolgten wir bereits den Wetterbericht. Die Aussichten waren mehr als schlecht. So waren wir dann doch etwas verwundert, als wir in Richtung Tegernsee ein paar Lücken in der Wolkendecke erkennen konnten und der Regen etwas nachließ. Bereits den kompletten Samstag hatte es über München geschüttet. Meinen Longrun am Samstag musste ich daher komplett auf Indoor verlegen und absolvierte eine Stunde Bodystyling und Cycling in meinem Fitnessstudio. Susi war bereits in der Taperingphase und durfte die letzten Tage einfach nur essen. Mittlerweile war ich froh, mich an diesem Tag selber etwas bewegen zu dürfen. Als Zuschauer und auf dem MTB wäre es an der Strecke sicherlich ätzend kalt geworden.

Noch 2 Stunden ...

...bis zum Rennen. Wir waren früh vor Ort und der komplette Startbereich war noch leer. So konnten wir uns in aller Ruhe einen Parkplatz aussuchen und ich meine Ummeldung vornehmen. So langsam merkte ich allerdings schon, dass sich die Aufregung ausbreitete, denn Susi wurde immer ruhiger und versuchte, das gekonnt zu ignorieren. Immer wieder sprachen wir über die Strecke, die Pace, die mentale Kraft und natürlich auch, über die letzten beiden Anstiege, am Ende des Halbmarathons. Das alles war für sie neu. Ich wusste ja bereits, was ein HM bedeutet und kannte auch die Strecke am Tegernsee. Das war natürlich ein großer Vorteil, denn so konnte ich sie auf der Strecke ggf. antreiben oder zügeln. Allerdings machte ich mir natürlich auch so meine Gedanken, wie ich mit der geplanten Startpace von 06:45 min/km umgehen würde. Das war eine gänzlich untypische Geschwindigkeit für mich. Leichter Regen setzte wieder ein und wir machten uns bereit für die Startaufstellung. Zugegeben, es war etwas frisch an diesem Tag, dennoch entschieden wir uns dafür, die Regenjacke im Auto zu lassen.

Wettkampf

Wir standen nun in der Startaufstellung. Noch 5 Minuten bis zum Start. Ich schrieb meine letzten Tweets auf Twitter und von Susi war nun nichts mehr zu hören. Die Nervosität war nun angekommen und ich wusste, dass wir ca. 3-4 km brauchen würden, um diese wieder abzuschütteln. Als wir die lange Straße zwischen den Zuschauern entlangliefen, fiel mir wieder ein, warum ich das hier alles machte. Ein herrliches Gefühl, welches man immer und immer wieder genießen möchte.

Der erste kleine Anstieg, dann ging es erst Mal eine ganze Weile gerade aus und wir konnten uns einpendeln. Ich hatte die Uhr fest im Blick und wollte, wie im letzten Jahr, meinen Schützling nicht überfordern. Es ging in diesem Jahr wieder darum, anzukommen und genug Kraft für die letzten Beiden Anstiege zu sparen. Mental und auch körperlich. Immer wieder fragte ich nach: „Alles in Ordnung?“, „Was machen die Beine?“ und „Was macht der Magen?“. Alles gut. Wir klatschten ab, wir machten unsere Späßchen und kamen immer wieder mit anderen Läufern ins Gespräch. So lenkten wir uns ab und bemerkten gar nicht wie schnell die ersten 7 Kilometer absolviert waren.

Die erste Versorgungsstelle hatten wir passiert und auch dieses Jahr pochte ich darauf, dass immer ein kleiner Schluck getrunken wird. Einen trockenen Mund gilt es zu vermeiden und auch bei solch einem Wetter - bei welchem man nicht unbedingt viel Durst verspürt - gilt es, sich gut und vernünftig zu verpflegen. Auch wenn das bedeutet, gerade ein paar Meter zu gehen: es ist enorm wichtig!

Wir hatten uns mittlerweile auf eine Pace von 06:30 – 06:40 min/km eingependelt und ich war erstaunt, wie locker und gut dieses Rennen für uns lief. Die 10 km Teilnehmer waren bereits bei der Wende getrennt worden und waren auf dem Rückweg. Auch Susanne, welche wir an diesem Tag das erste Mal treffen konnten, machte dort ein tolles Rennen und legte mit 57:20 eine neue Bestzeit hin. Gratulation!

Für uns ging es nun auf weitere 10 km und ich machte mir zu diesem Zeitpunkt absolut keine Gedanken, dass wir das nicht schaffen könnten. Dennoch wusste ich, dass für uns das Rennen erst beginnen sollte. Ich schätzte, dass es ab Kilometer 14, eventuell sogar erst bei 16,5 km und dem ersten Anstieg, ein erstes Tief folgen könnte. Um diesen entgegen zu wirken, nahm Susi ihre erste kleine Verpflegung in Form von Magnesium. Ich bemerkte aber nun tatsächlich, dass wir etwas an Geschwindigkeit verloren und ich die erste Motivationsarbeit leisten musste. Ohne Knurren, ohne Murren wurden meine Worte aufgenommen und nachdem wir ein paar kleine fiese Hügel hinter uns gebracht hatten, lief es plötzlich wieder besser.

Jetzt wartete die größte Herausforderung auf uns. Diese beiden Anstiege zum Schluss haben es wirklich in sich! Hat man hier keine Reserven gespart, wird es hart und die Beine brennen. Wir hatten heute alles richtig gemacht. Der erste Anstieg war so schnell und problemlos absolviert, dass ich selber erstaunt war, welche mentale Kraft in dieser kleinen Power-Frau steckte. Immer wieder rief ich ihr zu: „Kopf runter, schau auf meine Hacken und konzentriere Dich darauf!“.

Dann verblieb nur noch ein Anstieg, welcher etwas länger und zäher werden sollte. Mittlerweile hatten wir auch die Aufmerksamkeit von anderen Läuferinnen und Läufer auf uns gezogen und die ersten zögerlichen Fragen wie „So einen Trainer hätte ich auch gerne, könnte ich mich anschließen?“, quittierten wir mit einem lachendem „Ja klar, bleib dran!“. Plötzlich hatten wir ca. 10-15 Menschen um uns herum, die gemeinsam mit uns den 2. Anstieg, der die letzte Hürde, vor dem Erreichen der Ziellinie, darstellte.

Mittlerweile plätscherte es wieder ordentlich und so versuchte das Wetter uns unsere letzten Kräfte und Motivation zu nehmen. Nicht an diesem Tag! Wir hatten Spaß und Sätze, wie „Genau deswegen!“ oder „Mit Sonne kann ja jeder Laufen!“ fielen im Sekundentakt. Ehe wir uns versahen, war auch der letzte Berg gemeistert und der „Gipfel“, mit dem letzten Fotoshooting, erreicht.

Ein herrlicher Blick zu unserer rechten Seite tat sich auf, welchen wir auch im Regen sichtlich genossen. Das Gesicht von Susi hellte sich langsam auch wieder auf, denn so langsam realisierte sie, das Ziel in wenigen Minuten wirklich erreicht zu haben. Ihr Finish des ersten Halbmarathons war zum Greifen nah und jetzt gab es natürlich kein Halten mehr. Noch 1,5 km bis zum Ziel und man hörte bereits den Moderator und die Zuschauer, die die Läuferinnen und Läufer im Ziel willkommen hießen.

Kaum den ersten Schritt über den Hügel gesetzt, fetzte Susi an mir vorbei und alle anderen hatten Mühe dran zu bleiben. Die letzten Kräfte wurden mobilisiert und ich hatte nichts mehr zu tun. Ein Blick auf die Uhr: 05:30, 05:25, 05:20 min/km. Da war es wieder, dieses Adrenalin welches durch den Körper schoss. Die letzten Meter, wir liefen Hand in Hand ins Ziel und kurze Zeit später fiel Susi mir in die Arme. Sie hatte es geschafft! Sie war erleichtert und weinte. Es waren diese Emotionen, welche ich selber nur zu gut kannte. Es dauerte Minuten. Dieser Moment hätte allerdings Stunden andauern können, denn diese Erleichterung, nach den harten und anstrengenden Trainingswochen, fällt von einer auf die andere Sekunde einfach von einem ab.

Fazit

Es war meine zweite Teilnahme beim Tegernseelauf und wieder hatten wir „Pech“ mit dem Wetter. Keinem der Läuferinnen und Läufer hat das allerdings etwas ausgemacht und alle waren glücklich, hier zu sein. Vielleicht haben es an diesem Tage auch nicht alle geschafft, das persönliche Ziel zu erreichen, allerdings kenne ich eine, welcher das Grinsen auch für Stunden nach dem Zieleinlauf nicht mehr aus dem Gesicht zu nehmen war. Dieses Grinsen, den eigenen Körper zu dieser Leistung gebracht zu haben. Dieses Grinsen, über alle Menschen die gesagt haben: „Das schaffst Du nicht!“. Susi hat es geschafft! Wir haben es geschafft! Ich bin froh diesen Moment mit ihr geteilt zu haben und hoffe, noch oft die Gelegenheit zu haben, Sportler beim Erreichen ihrer eigenen Ziele begleiten zu können!

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