Tegernsee Halbmarathon - Pacemaker die zweite
von Patrick Kolei Kommentare Wettkampf
Bereits früh ging an diesem Morgen der Wecker, denn wir wollten alle gemeinsam gut frühstücken und uns die letzten Kohlenhydrate für den Wettkampf in den Körper futtern. Für mich war es eine entspannte Angelegenheit, denn ich stand heute ausnahmsweise mal nicht im Fokus. Romy & Rosi waren sichtlich aufgeregter, denn es sollte ihr erster Lauf über diese Halbmarathondistanz werden. Keine von beiden ist jemals solch eine Strecke gelaufen, auch wenn sie solche Kilometer bereits mehrfach in den Bergen bei Klettertouren absolvieren konnten. Das Training bestand aus mehr oder weniger einfachen Läufen rund um die Heimat. Das Ziel war heute also schnell gefunden: Beide wollten als glückliche Finisher über die Ziellinie laufen. Die Anreise war aus der Nähe von Bad Tölz sehr schnell und einfach, sodass wir genug Zeit hatten uns mental auf den Start vorzubereiten. Als wir im Startblock ankamen, war die Nervosität deutlich spürbar, aber ich traute beiden ein tolles Rennen zu und war bereit auch meinen Teil für einen perfekten Wettkampf beizutragen. Angedacht war eine Anfangspace von 06‘ 30“ /km um locker in den Rhythmus zu finden.
Wettkampf!
Schon mit dem Startschuss war die Anspannung wie verflogen. Es waren, trotz leichter Regentropfen, sehr viele Zuschauer an der Strecke und diese feuerten uns direkt mal lautstark an. Eigentlich klar, dass wir natürlich schneller anfingen als es geplant war. Daher bremste ich die beiden Mädels zu Beginn erst Mal etwas runter. Wir pendelten uns aber relativ schnell bei 06‘ 15“ /km ein, sodass wir keine Gefahr liefen direkt das ganze Pulver zu verschleudern. Die Stimmung auf den ersten Kilometern war prächtig. Wir genossen die Strecke, plauderten etwas und ich hatte zu diesem Zeitpunkt einen leichten Job.
Nach 10 Kilometern war alles noch immer recht locker. Wir hatten immer mal Passagen, in denen wir einfach nur zusammen liefen und nicht viel quatschen. Die Versorgungsstellen nutzten wir vorbildlich, füllten alles wieder auf und nahmen jeweils einen kräftigen Schluck Wasser zu uns. Mich stellte die Distanz vor keine allzu großen Probleme, doch ich dachte darüber nach, was im Verlauf des Rennens noch für Motivationsarbeit auf mich warten könnte. Beide sind mir aber als sportliche Kämpferinnen bekannt, daher machte ich mir auch für die nächsten Kilometer keine großen Sorgen.
Kilometer 15. Die magische Grenze, wie ich sie an diesem Tag nannte. Denn beide waren noch nie weiter gelaufen. Wie würden die Beine also die restlichen 6,1 km verkraften? Würde es eventuell auch ein mentales Loch geben? Wir blieben im Rhythmus und waren zwischenzeitlich auch mal etwas unter 6 Minuten pro Kilometer gelaufen. Rosi war stellenweise etwas voraus, Romy war davon unbeirrt und behielt immer ihr gesetztes Tempo bei. Ich wechselte immer mal wieder zwischen beiden hin und her, um mich über den Status zu informieren. Alles gut.
Anhand des Routenprofils wussten wir allerdings auch, dass wir am Ende noch zwei "leichte" Anstiege zu absolvieren hatten. Wie heftig diese ausfallen würde, wussten wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Wir ließen es locker auf uns zukommen, auch wenn Rosi etwas an Pace verlor und ich hier die ersten Motivationssprüche abfeuern musste. Wir blieben zusammen, doch der erste Anstieg folgte schnell. Wir mussten kämpfen, denn einige Läuferinnen und Läufer um uns herum wurden immer langsamer, einige mussten sogar gehen. Einige sahen nicht mehr frisch aus. Wir strahlten aber immer noch und das sollte im besten Fall auch bis zum Ende zu bleiben. Der erste Anstieg war geschafft. Romy setzte sich etwas ab, war jetzt voll in ihrem Rennen. Rosi hatte etwas mehr Probleme, aber biss auf Zähne und heftete sich an meine Fersen. Kopf runter, Gedanken ausschalten und aufwärts. Langsam näherten wir uns Romy wieder an, denn wir wollten schließlich gemeinsam ins Ziel einlaufen. Kilometer 20, es war fast geschafft.
Noch ein Mal motivierte, pushte ich, dann waren wir wieder gemeinsam auf der Strecke unterwegs und blieben jetzt in unserem Tempo knapp unter den 6 Minuten. Die letzten Meter gingen bergab, was für eine Erleichterung. Wir sahen plötzlich das Ziel. Wir lächelten und beiden war die Erleichterung über dieses tolle Rennen anzusehen. Auch bei dem mittlerweile stärkeren Regen waren wieder viele Zuschauer an der Strecke. Alle waren begeistert über unsere heute erbrachte Leistung. Ich war glücklich beide gut und gesund ins Ziel gebracht zu haben, viel hatte ich heute allerdings nicht zu tun. Beide waren mächtig gut drauf!
Halbmarathon Finisher!
Glückwunsch! Mit einer Zielzeit von 02h und 8 Minuten absolvierten beide ihren ersten Halbmarathon. Wahnsinn, das für einen ersten Wettkampf über diese Distanz ist schon wirklich sehr stark. Die Freudentränen im Ziel kamen mir bekannt vor, denn diese hatte ich damals bei meinem 1. HM ebenfalls vergossen. Schön wenn sie aus Freude fließen. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich daran gezweifelt, denn beide hatten sich problemlos an die Vorgaben gehalten. So konnten wir am Ende einfach von den gesparten Kräften zehren. Als viele auf der Strecke schon gehen mussten, haben wir die Beine so richtig laufen lassen. Ich bin natürlich auf beide sehr stolz und die nächsten Planungen für einen Halbmarathon unter 2 Stunden laufen bereits ;-)
Video
Dieses Mal hatte ich auf der Strecke wieder meie GoPro dabei, sodass ich für beide ein kleines Erinnerungsvideo erstellen konnte. Trotz des schlechteren Wetters ist die Stimmung immer sehr gut gewesen.
GPX-Aktivität
Zur besseren Pacekontrolle hatte ich natürlich dabei, daher kann man auch die Strecke vom Tegernsee Halbmarathon gerne einmal nachlaufen :-)
Du möchtest diese Strecke gerne nachlaufen? Gerne! Die GPX-Datei zum herunterladen gibt es hier :-)
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