München Marathon 2014 - ein gelungener Jahresabschluss

von Patrick Kolei Kommentare Vorbereitung & Marathontag

 
Im Oktober 2010 startete ich das letzte Mal bei einem City-Marathon und zwar in München. Seitdem sind nun also fast 3 Jahre vergangen. Damals wohnte ich noch in Koblenz, dennoch war es damals schon ein ganz besonderes Erlebnis in meiner Geburtsstadt einen Marathon absolvieren zu dürfen. Im Jahr 2014 meldete ich mich im Laufsport zurück und absolvierte bereits Wettkämpfe im Trailrunning, Triathlon, Hindernislauf und einem Halbmarathon. Diese sportlich erfolgreiche "Comeback-Jahr" brauchte also einen passenden Abschluss. Dafür bot sich natürlich ein weiterer Start beim München Marathon, mittlerweile wieder Heimatstadt, an. Am 18. August startete ich daher mit meinem Greif-Trainingsplan. Ich hatte mich für einen 8-Wochen-Plan entschieden, welcher über 56 Tage mit insgesamt ca. 731 km (inkl. Wettkampfkilometern) ging und "greiftypisch" mit den 35 km LongJogs eher hart angelegt ist. Eines wusste ich aber schon vor dem Beginn meines Planes, sollte ich diesen erfolgreich überstehen, werde ich am Tag des Marathons im Startblock stehen und Bestens vorbereitet sein.

Die Vorbereitung Teil 1: Schwerer Einstieg

Durch meine Wettkämpfe in diesem Jahr hatte ich bereits viele Trainingskilometer in den Beinen, jetzt stellte ich allerdings wieder auf Tempotraining um, um eine neue Bestzeit zu erreichen. Direkt zu Beginn des Trainings stellte ich mir allerdings bei vielen Einheiten oft die Frage: "Sind so viele Trainings-Kilometer und ein solch hartes Training wirklich notwendig?" Gerade im Internet liest man über Peter Greif sehr vieles, doch eines hatte ich bis dato noch nie gelesen: "Ich habe den Trainingsplan zwar erfolgreich absolviert, doch konnte ich mein Ziel nicht erreichen". Mit diesem Gedanken machte ich mich also Tag für Tag immer wieder auf meine Trainingsstrecke und gerade die ersten beiden Wochen waren muskulär doch eine enorme Umstellung. Mein Vorteil zu diesem Zeitpunkt war sicherlich, dass ich keinerlei Verletzungen mit mir rum schleppen musste und topfit war. Ich startete also völlig unbelastet und mit einer guten Voraussetzung in den Plan und versuchte gerade die Regenerationstage am Anfang besonders gewissenhaft zu genießen. Doch bereits in den ersten beiden Wochen hatte ich 5 Trainingstage und Sonntags die gefürchteten LongsJogs - diese allerdings noch ohne Endbeschleunigung. Wieder im Programm waren jetzt natürlich auch wieder Intervalle, die ich Anfang des Jahres noch nicht benötigte. 6x1 km, 4x2 km, 3x3 km in 04:12 min/km waren dabei Abends nach der Arbeit nicht immer leicht.

Der Halbmarathon-Test: Zur Halbzeit topfit.

Sonntag, den 14.09, die Hälfte meines Trainingsplans war erreicht. 4 Wochen hatte ich mittlerweile hinter mir, jede einzelne Einheit genau nach Vorgabe absolviert, mal fiel mir dieses leichter, dann war es wieder verdammt hart. Doch eines spürte ich ganz deutlich, ich wurde wieder schneller und war mittlerweile schon gut für den Wettkampf vorbereitet. Typisch für einen Greifplan ist daher ein optionaler Halbmarathon zur Halbzeit, welchen man in einer von der später vorgenommenen Marathonzeit errechneten Zeit / Pace zu absolvieren versucht. Ich hatte Glück. In Bad Tölz wurde an diesem Tag ein solcher angeboten, bei dem ich mich bereits zu Beginn des Trainingsplans angemeldet hatte. Bei diesem sollte ich versuchen eine 04:23 min/km durchschnittliche Pace zu erreichen, welches eine ungefähre Zielzeit von 1h 33m bedeutet hätte. Mit meinen neuen Brooks Racer ST 5 ging ich diesen an und legte sogar an diesem Tag eine neue persönliche Bestzeit auf der Halbmarathondistanz hin. 1h 30m 16s mit einer durchschnittlichen Pace von 04:17 min/km gaben dem Trainingsplan recht, ich war auf einem sehr guten Weg. In den nächsten 4 Wochen Training sollte das Tempo noch mal speziell fokussiert werden.

Die Vorbereitung Teil 2: Die körperliche Veränderung.

Eine solche Trainingsbelastung hinterlässt natürlich auch seine Spuren, positive Spuren. Damit meine ich keine Verletzung, keine Ermüdungen oder Erschöpfungen. Nein, damit meine ich eine enorme Veränderung der Gedanken, der Motivation, der Trainingsintensität und auch des Fitnesszustandes. Gerade in den ersten 4 Wochen hatte ich enorme Probleme die Regenerationsläufe Montags, nach den 35 km LongJogs zu verstehen und locker zu absolvieren. In den letzten 4 Wochen aber, freute ich mich bereits Sonntags wieder auf die regenerative Einheit, denn ich hatte gelernt diese in der richtigen Herzfrequenz zu laufen und sie wirklich als regenerativ anzugehen. Das ist ein wichtiger Moment im Training, welcher noch mal zusätzlich eine Menge an Motivation liefert, denn man "quält" sich nicht mehr auf die Trainingsstrecke, man genießt sie und läuft diese Einheiten plötzlich sehr bewusst - wesentlich lockerer und ohne Krampf.

Der Marathon: Reicht es zur neuen persönlichen Bestzeit?

Meinen Trainingsplan hatte ich von der ersten bis hin zur letzten Einheit, von Tag zu Tag, mit aktivem Lauf und erholsamen Regenerationstag, komplett erfüllt. Ich fühlte mich perfekt vorbereitet und hätte zu diesem Zeitpunkt keine Idee gehabt, was ich im Training noch mehr hätte leisten können. Dennoch wollte ich kein Risiko eingehen, daher besorgte ich mir bereits sehr früh im Jahr einen persönlichen Pacemaker, den ich in Ulf (@gpway) nicht besser hätte auswählen können. Beim Zugspitz Ultra in diesem Jahr das erste mal getroffen, hatte ich einen sehr erfahrenen Marathon-/ und Trailrunner für mein Ziel an meine Seite gewonnen. Wir beide machten uns also gemeinsam am 12. Oktober an den Start des Marathons und hatten uns natürlich eine passende Strategie zurecht gelegt. Wir wollten eine kontinuierliche durchschnittliche Pace von 04:37 min/km angehen und somit eine Zielzeit von mindestens 3h 20m erreichen. Nicht nur die Unterstützung an meiner Seite war an diesem Tag gesichert, denn an der Strecke warteten wieder meine Eltern und meine Partnerin, wir bereits 2010. An einigen vorher ausgewählten Kilometerabschnitten, sodass ich mir dort - wenn nötig - immer wieder eine Motivationsspritze abholen hätte können. Das war mir natürlich auch wieder an diesem Tag sehr wichtig, denn mental bedeutet das eine enorme Steigerung!

Der Endspurt: Alles verspielt oder doch erfolgreich?

Vom Startschuss, über jeden einzelnen Kilometer. Von der kompletten Euphorie, bis hin zu einigen mentalen Schwächen und Löchern während des Marathons. Wir hatten unser Ziel und verloren dieses zu keiner Sekunde aus den Augen. Mit einer konstanten Pace zwischen 04:25 - 04:35 waren wir zwar Anfangs etwas zu schnell, aber niemals unvernünftig oder überdreht. Ulf bremste, Ulf beschleunigte und wir ergänzten uns gut. Wir quatschen, wir lachten, wir scherzten und wir schwiegen dann auch mal einige Kilometer. So hatte ich mir das an diesem Tag vorgestellt, genauso setzten wir es um. Die vielen Trainingskilometer waren in den Beinen und kamen mir jetzt natürlich zu Gute. Ich hatte nicht so viele Probleme wie noch 3 Jahre zuvor und konnte die Pace halten und auch etwas variieren. Bis, ja bis ca. Kilometer 33. Hier kamen wir dann in einen Bereich der Innenstadt, der von sehr vielen Menschen als ideale Stelle zum anfeuern ausgewählt worden war. Dort war es, als würden sie uns regelrecht anpeitschen. Ich verlor jegliche Kontrolle über meine Pace und sprintete voran, als gäbe es kein Morgen mehr. Bei Kilometer 36, das wusste ich, ging es noch mal auf eine kleine Schleife, die mir 2010 schon sehr schwer fiel. Gott sei Dank war ich dieses Jahr besser im Training, sodass mein kleiner "Tempo-Ausrutscher" über ca. 3 km ohne größere Folgen blieb.

Die Ziellinie: So hatte ich es mir vorgestellt!

Dennoch konnte ich ab km 38 die Pace nicht mehr halten und ich fiel leicht ab. Meine gesetzte Zielzeit war aber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Gefahr. So konnte ich meine persönliche Bestzeit an diesem Tag erneut verbessern und setzte sie während dem Zieleinlauf im herrlichen Olympia-Stadion auf eine traumhafte 3 Stunden 16 Minuten und 35 Sekunden fest. Natürlich unter den Augen meiner Familie und vielen weiteren Besuchern, eine sehr beeindruckende Kulisse. Ich hatte mein Ziel erreicht. Nach vielen Tagen, Wochen, Monaten ohne Laufkilometer und auch Jahren ohne einen einzigen Wettkampf, erreichte ich einen ganz besonderen Jahresabschluss 2014. Mein Dank ging an diesem Tag natürlich wieder an die grandiose Unterstützung meiner Familie Trudi, Romy und Bernd und meinen tollen Pacemaker Ulf! Ohne Euch hätte ich solch eine Leistung nicht erreichen können.

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